Antrittsvorlesung im Johannesstift

Prof. Dr. Kristina Dronsch: „Reden wir über Reichtum in Kirche und Diakonie“

Antrittsvorlesung: Prof. Dr. Kristina Dronsch spricht vor Publikum.
Prof. Dr. Kristina Dronsch hält ihre Antrittsvorlesung ihn der Stiftskirche.   |  © Lars Madel

Prof. Dr. Kristina Dronsch hat am 29. April im Evangelischen Johannesstift ihre Antrittsvorlesung als Stiftungsprofessorin an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) für den Studienschwerpunkt Diakonik im Studiengang Evangelische Religionspädagogik & Diakonik gehalten. Der Titel ihrer Vorlesung lautete „Aberwitzigreiche – Reichtum als Thema für Theologie und Diakonie“. Er war zugleich der Auftakt für den gemeinsamen Fachtag des Studiengangs in Kooperation mit dem Wichern-Kolleg.

Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner, Rektor der EHB, und Stiftsvorsteherin Pfarrerin Anne Hanhörster begrüßten Studierende, Mitarbeitende und Gäste in der Stiftskirche. „Wir gehen hier einen neuen spannenden Weg in der Ausbildung von Diakoninnen und Diakonen und Frau Dronsch ist die Botschafterin“, kündigte die Stiftsvorsteherin die Professorin an. 

„Das Thema Reichtum ist in Kirche und Diakonie kein Thema, wenn es nicht der Reichtum der anderen ist“, eröffnete Prof. Dr. Kristina Dronsch ihren Vortrag. Darin erläuterte sie ihre These, dass der Umgang mit Reichtum zu einer zentralen Entwicklung der Kirchentheorie in der Geschichte des Christentums wurde. Kirche und Diakonie seien mit die ältesten Profis im Umgang mit Reichtum. Entlang des biblischen Befundes zeichnete die Rednerin nach, dass die alten Texte einen sehr realitätsgesättigten Blick auf den Zusammenhang von Reichtum und Armut haben. Reichtum verspricht nirgends das Reich Gottes auf Erden, auch da nicht, wo er positiv als Geschenk Gottes dargestellt wird. Reichtum bleibt im biblischen Kontext eine ambivalente Größe, die zum Diskurs herausfordert. 

Die Frage zum Umgang mit Reichtum und den Reichen wird zum ersten großen Stresstest der werdenden Kirche, wie die Professorin anhand des Streits zwischen Augustinus von Hippo und Pelagius aufzeigte. Minutiös entfaltete der Vortrag, dass die zwischen den beiden Kontrahenten geführte spätantike Kontroverse bis heute für Theologie, Kirche und Diakonie von Relevanz ist. Die im Anschluss an Augustins Position erfolgte Integration der Reichen in die Kirche, stellte den Reichtum in den Dienst einer von nun an expandierenden Kirche und prägte das abendländische Christentum bis in die Gegenwart. „Mit dem augustinischen Weg hat die Institution Kirche soziale Ungleichheit in Kauf genommen“, betont Prof. Dr. Dronsch. Wer die Anerkenntnis sozialer Ungleichheit in Kirche und Diakonie selbst nachvollzieht, wird nicht umhinkommen, Reichtum als moralisches Problem zu verstehen, das Theologie und Diakonie betreffe. Sie schloss deshalb mit den Worten: „Reden wir über Reichtum.“

Die Stiftungsprofessur für Diakonik im Studiengang Evangelische Religionspädagogik & Diakonik ist von der Stiftung Evangelisches Johannesstift im Rahmen der Kooperation des Wichern-Kollegs mit der Evangelischen Hochschule Berlin eingerichtet worden. Seit dem Wintersemester 2020/2021 können Studierende in diesem Studiengang den Studienschwerpunkt Diakonik studieren. Die Veranstaltungen finden auch am EHB-Standort im Johannesstift statt. Mit der Kooperation ist die Diakon*innen-Ausbildung des Wichern-Kollegs an der EHB verankert worden.